Die traditionellen Formen des japanischen Kampfsportes
Wer etwas über die Geschichte des Judo und anderer Wege des japanischen Kampfsportes erfahren will, wird sich mit den traditionellen Formen auseinandersetzen müssen, aus denen alle heutigen Formen hervorgegangen sind. Einer der Vorfahren ist da Ju-Jutsu, das wiederum aus dem Jiu-Jitsu entstand. Dieses entwickelte sich aus der Notwendigkeit, dass die Palastwachen des japanischen Kaisers keine Waffen tragen durften. Daraus entwickelte sich erstmals ein waffenloser Kampfstil, der in der heutigen Zeit nicht mehr zum Angriff, sondern stets zur Verteidigung eingesetzt wird.
Budo heute
Aus diesem traditionellen Stil haben sich viele Formen herausgebildet, die sich alle meist auf einen Teil, der Gesamtheit der traditionellen Formen, beschränken. Die wichtigste Technik haben aber alle gemein: „Das Fallen (Ukemi)“, um ein Beispiel zu nennen. Auch im traditionellen Auftreten findet der Laie schnell viele Gemeinsamkeiten, die unverkennbar sind – von der Nomenklatur der Techniken, bis zum traditionellen An- und Abgrüssen beim Training. Auch wenn viele Grundprinzipien heute verloren gegangen sind und durch den wettkampforientierten Charakter, einige Budoformen gestört sind, so gelten auch heute die Grundregeln, die von den Begründern der einzelnen Formen, als oberste Gebote ins Leben gerufen wurden.
Wie ein Gebot von Jigorō Kanō, dem Begründer des Judo: “Die Menschen sind Rivalen im Wettkampf, aber geeint und Freunde durch ihr Ideal, in der Ausübung ihres Sportes und noch mehr im täglichen Leben”. Dieses schliesst auch die höchste Achtung vor dem Partner und dessen körperliches Wohlbefinden mit ein, ein Prinzip das bei vielen Wettkämpfen scheinbar vergessen wird, aber den eigentlichen Sinn des Judo ausmacht “Sanfter Weg”. Andere verbreitete und weniger verbreitete Formen sind Aikido, Judo, Ju-Jutsu, Karate, InYo-Ryu, Tae-Kwon-Do und Jiu-Jitsu. Das Ju-Jutsu stellt zusammen mit dem Jiu-Jitsu eine der traditionellsten Formen, da hier noch oder besser, wieder alle Wege zusammengeführt wurden.
Sensei Jigorō Kanō wurde am 28. Oktober 1860 in einem Dorf namens Mikage geboren, verliess es 1871 und zog mit seiner Familie nach Tokyo. Hier studierte er an der Imperial Universität und promovierte in Philosophie und Politikwissenschaft.
Er wurde Professor für Nobilität und bekam später viele hochgestellte Positionen. Aufgrund seiner geringen Grösse und Masse wollte Kanō seinen Studienkollegen in nichts nachstehen und beschloss, um seine Nachteile auszugleichen, Ju-Jutsu zu erlernen. Dies stellte sich für ihn jedoch als ziemlich schwierig heraus, da er zuerst keine Schule fand, um dort zu lernen. Aufgenommen wurde er dann schliesslich von Sensei Teinosuke Yagi, dieser war bereit, ihn zu trainieren. Weiters trainierte Jigorō noch mit Sensei Hachinosuke Fukuda und Sensei Masatomo Iso, beide Meister des Tenshin Shinyo Ryu.
Die Richtung Kito Ryu studierte er bei Sensei Tsunetoshi Ikubo, dieser musste jedoch mit der Zeit Kanō gestehen, dass dieser bereits zu wissend sei, als das er ihn noch weiter unterrichten könnte. Mit 22 Jahren eröffnete Kanō – nun Sensei – sein erstes eigenes Dojo, dass er „Kōdōkan“ nannte und begann dort seinen Weg – den Weg des „Ju-Do“ – zu unterrichten.
Er begann zunächst im Jahr 1882 mit neun Leuten zu trainieren, Tomita Tsunejiro, Nakajima, Higuchi Seiko, Matsuoka, Amano Mai, Arima Junshin, Yokoyama Sakujiro, Yasashita Yoshaiki und Saigo Shiro, welcher sein bester Schüler werden sollte. Jigorō’s Dojo mit den zwölf Tatamis lag im Eisho Tempel.
Im Jahre 1938 erkranke Jigorō Kanō an einer schweren Lungenentzündung und starb, während er auf dem Rückreise von einer Sitzung des Olympischen Komitees war. Judo hatte im olympischen Sinne einige Probleme, anerkannt zu werden, da es immer wieder in die Ecke des harten Ju-Jutsu gerückt wurde. Doch schliesslich wurde Judo akzeptiert. Auch seitens der Ju-Jutsu-Meister wuchs das Interesse am neuen Weg des Jigorō Kanō. Der berühmte Sensei Hikosuke Totsuka interessierte sich sehr für Judo und die Rivalitäten zwischen Jigorō Kanō’s „Ju-Do“ und Hikosuke’s Schule wuchsen.
Wer technisch überlegen war, sollte sich auf einem Turnier, organisiert von der Tokyoter Polizei, herausstellen. Dieses gewann der Kōdōkan und damit „der Weg des Ju-Do“ klar mit dreizehn Siegen und zwei Unentschieden. Nach diesem Sieg stellte sich heraus, dass „der Weg des Judo“ allen anderen Wegen und allen Ju-Jutsu-Schulen überlegen war.
Etwa gegen 1887 perfektionierte Kanō seine Techniken und 1922 seine spirituellen Wege, es wurde eine kulturelle Bewegung des Kōdōkan gegründet mit der Maxime der “maximalen Effektivität, gegenseitige Achtung und Wohlergehen”.