Am vergangen Samstag pilgerten rund 370 Judokas aus acht Nationen nach Vaduz um bei brütender Hitze an den 12. Liechtenstein Open die Landesmeister 2025 zu küren. Überraschungen gab es wenige, jedoch unterstrichen vor allem Lea Wyss und Gabriel Meier ihr derzeitiges Formhoch.
Für viele Judo – Athleten vor allem aus Liechtensteins Nachbarstaaten sind die offenen liechtensteinischen Landesmeisterschaften jedes Jahr ein gesetzter Termin im Turnierkalender. Nicht nur sind die „Liechtenstein Open“ dank einem Heer von Freiwilligen und Helfern stets perfekt organisiert, nein, auch schaffte es der Liechtensteiner Judoverband (LJV) zusammen mit dem den Event organisierenden Judoclub Ruggell bis anhin stets dem Turnier einen familiären Anstrich zu geben und eine spannende aber gleichzeitig entspannte Atmosphäre zu schaffen. Das mag auch ein Grund dafür sein, dass dieses Jahr trotz sonnigem Badewetter die Zuschauertribüne bis auf den letzten Platz besetzt war. „Der Zuschauerandrang hat mich – vor allem angesichts der Temperaturen – überrrascht. Allerdings zeigt es dem Verband dass unsere Bemühungen der letzten Jahre vor allem im Schulsportbereich nun Früchte zu tragen beginnen. Das bestärkt und mortiviert die Verbandsleitung.“, so der Sportdirektor des LJV, David Büchel.
Emotionen bei den Jugendlichen
In der Kinder- und Jugendklasse waren es vor allem die Kampferinnen und Kämpfer des Judoclubs Ruggell welche nach teilweise sehr emotional und mit viel Herzblut ausgetragenen Kämpfen das Podest für sich in Anspruch nehmen durften. In ihren jeweiligen Gewichtsklassen reüssieren konnten unter andrem Joanna Büchel und Logan Walch, welche nach hart ausgefochtenen Kämpfen beide jeweils zuoberst auf dem Stockerl standen. Mit Marcel Seger und Magnus Heeb – beide vom Judoclub Ruggell – durften sich zwei Nachwuchsathleten die Silbermedaille in ihren Kategorien umhängen lassen. Last but not least waren es unter anderem Kilian Wohlwend und Jonas Seger welche sich über den Gewinn der Brozemedaille freuen und ihren wohverdienten Platz auf dem Podest einnehmen durften. Die härtesten Kämpfe hatten jedoch die Damen zu bestreiten. Vor allem der Unterländerin Chiara Meier verlangte das Turnier alles an technischer und konditioneller Leistungsfähigkeit ab.
Souveräne Performance von Meier, Alfonso und Wyss
Emotional wesentlich „kühler“ gestalteten sich die Kämpfe in der Elitekategorie. Nachdem das Team „Great Britain“ an den Liechtenstein Open letztes Jahr den Goldmedaillengewinner stellte reiste die Mannschaft am Samstag mit einem bedeutend grösseren Kontingent an. Dass es in Liechtenstein etwas zu holen geben könnte hatte sich im Vereinigten Königreich anscheinend herumgesprochen. Zwar ging „Gold“ im Open dieses Jahr mit Lukas Zoitl an einen Judoka aus Österreich, trotzdem durften sich die Briten über fünf Medaillen in insgesamt sieben Gewichtsklassen freuen. Aber auch der LJV wusste das Publikum mit einen Medaillenregen begeistern. Nachdem Dario Alfonso nach einer Erkrankung anlässlich der Kleinstaatenspiele sein Potenzial in Andorra nicht voll ausspielen konnte revanchierte er sich am Samstag in Vaduz mit einer eindrücklichen Leistung. Alonso liess bei seinen Kämpfen nichts anbrennen und verwies seine Konkurrenten aus Frankreich, Grossbritannien, Österreich und der Schweiz auf die hinteren Plätze: Für Alfonso musste Gold her und Gold gab es dann auch. Ebenfalls überzeugend kämpfte Gabriel Meier, welcher sowohl in der Kategorie Elite als auch U18 kämpfte. Das Hoffnungstalent des Verbandes, welches derzeit in Deutschland trainiert, entzückte die Zuschauer mit schnörkellosem und elegantem Judo. Meier agiert auf der Judomatte wie eine Maschine: Emotionslos, diszipliniert und durchdacht. Eine „Show“ abzuliefern ist nicht sein Naturel. Meier kämpft nicht um gut auszusehen, sondern um zu gewinnen. Es war denn auch für niemanden in der Arena eine Überraschung ihn in beiden Kategorien auf dem Podest zu sehen. Für die im Juli in Skopje stattfindenden Europäischen Olympischen Jugendspiele scheint Meier jedenfalls bestens in Form zu sein.
„Zack Zack“ bei Wyss und Hollenstein
Bei den Elite – Damen machten die beiden LJV – Athletinnen Lea Wyss und Mareen Hollenstein mit einer an in ihrer Konsequenz kaum zu überbietenden Souveränität mit ihren Kontrahentinnen kurzen Prozess. Kein Kampf der beiden liechtensteinischen Judokas ging über die volle Kampfzeit oder wurde gar nach Punkten entschieden: „Zack Zack“ schien am Samstag die Devise der beiden zu sein. Beide liessen zu keinem Zeitpunkt der Kämpfe den leisesten Zweifel darüber aufkommen wer als Siegerin von der Matte gehen würde. Einzig der Finalkampf in der Open – Kategorie, in welcher die beiden gegeneinander antraten, liess in der Halle echte Spannung aufkommen. Den über weite Strecken ausgeglichenen Kampf konnte am Ende Lea Wyss für sich entscheiden und sich so den Landesmeistertitel sichern. Erfreulich aus der Sicht des LJV ist die Tatsache, dass mit Noelia Gstöhl, Lisa Ritter und Chiara Meier ein Nachwuchs-Trio für Fortbestand und Kontinuität im liechtensteiner Damenteam bereitstehen.
Old Fox Dave sichert sich den Landesmeistertitel
In der Königsklasse „Open“ warfen bei den Herren 14 Athleten ihren Hut in den Ring beziehungsweise auf die Matte. Aussergewöhnlich dabei ist, dass in der „Open“ – Kategorie das Gewicht der Kämpfer ignoriert wird und das Los darüber entscheidet wer gegeneinander antritt. Das ist nicht ganz ungefährlich. Das „Liechtenstein Open“ ist eines von wenigen Turnieren weltweit, welches diesen Austragungsmodus noch anbietet. Gerade deshalb ist der Event ein Magnet für Athleten und das judobegeisterte Publikum aus der ganzen Welt. Demensprechend gepfeffert und aufregend sind dann auch die Kämpfe für die Zuschauer: Spektakuläre Würfe sind garantiert. Das war auch am vergangenen Samstag in Vaduz nicht anders und das Mühleholz verwandelte sich wären der Austragung der Open – Kategorie in einen wahren Hexenkessel. Den Landesmeistertitel sicherte sich ein alter Fuchs der liechtensteiner Judoszene: David „Dave“ Büchel aus Ruggell, der mit seinem Titelgewinn erneut in die Fusstapfen seines Vaters und Doyen der liechtensteiner Judoszene, Mangus Büchel, trat. „Old Fox Dave“ sicherte sich den Titel mit taktisch klug ausgetragenen Figths welche ihn jedoch erkennbar an die Grenzen seiner körperlichen Belastbarkeit brachten.
Verletzungsfreies Turnier
„Judo ist betreffend Verletzungen – vor allem für Eltern – ein dankbarer Sport. Brüche und dergleichen gibt’s nicht.“, so der ehemalige FL – Olympionike Raphael Schwendigunger, der am Turnier die medizinische Betreuung überblickte. Wenn man anfängt mit dem Judosport beginnt die sportliche Ausbildung vor allem mit der sogenannten „Fallschule“, bei welcher die Kinder lernen richtig zu Fallen, um Verletzungen zu vermeiden. Auch die strengen Regeln des Judos, welche Tritte und Schläge untersagen, tragen dazu bei dass Judo (von japanisch übersetzt: „Der sanfte Weg“) nebst Aikido wahrscheinlich die risikoärmste Kampfsportart der Welt – und trotzdem olympisch – ist. Dies dürfte mitunter der Grund dafür sein, weshalb Schwendiger und sein Team am Samstag wenig zu tun hatten.
Annäherung an Belastungsgrenzen
Die offenen liechtensteinischen Landesmeisterschaften 2025 waren zweifeslohne ein Erfolg. Allerdings hat das Turnier aufgrund seiner Attraktivität nunmehr eine kritische Grösse erreicht. „Der Zustrom von Judokas aus ganz Europa ehrt und freut uns. Allerdings sind betreffend der Grösse des Turniers unsere Kapazitäten sowohl finanziell als auch logistisch langsam ausgeschöpft.“, so der Präsident des LJV. Trotzdem heisst es für den Judoverband: Nach dem Open ist vor dem Open.
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